Wellenenergie: 1 Megawatt-Demonstrationsprojekt WEDUSEA als Sprungbrett zur Kommerzialisierung

Das Forschungsprojekt WEDUSEA (Wave Energy Demonstration at Utility Scale to Enable Arrays) ist auf der International Conference on Ocean Energy in San Sebastian, Spanien, mit dem Ziel gestartet, ein Sprungbrett auf dem Weg zur Kommerzialisierung von großen Meereswellenenergieanlagen zur Stromerzeugung zu sein. Das 19,6 Mio. € schwere Projekt wird eine netzgekoppelte Wellenenergieanlage mit einer elektrischen Leistung von 1 MW beim European Marine Energy Centre in Orkney, Schottland, demonstrieren.

WEDUSEA ist ein Konsortialprojekt von 14 industriellen und wissenschaftlichen Partnern aus Großbritannien, Irland, Frankreich, Deutschland und Spanien, unter der Leitung der irischen Firma OceanEnergy. Die Arbeiten werden durch das EU Horizon Europe Programme sowie die britische Innovationsagentur Innovate UK gefördert.

Das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE aus Kassel ist einer der Partner in dem Projekt. „Wir freuen uns, nach der Mitentwicklung des Vorläuferprototypen in 2008 diese Technologie zu einer solch großen elektrischen Leistung weiterentwickeln zu können“, begrüßt Jochen Bard, Bereichsleiter Energieverfahrenstechnik am Fraunhofer IEE, den Projektstart.

OceanEnergy entwickelt die OE35, die weltweit leistungsstärkste schwimmende Wellenenergieanlage. Die im Meer verankerte Anlage besteht im Kern aus einem teilweise aus dem Wasser ragenden Hohlkörper, der unter- und oberhalb der Wasserlinie Öffnungen aufweist. Der Wasserdruck der auftreffenden Meereswellen verursacht das Schwingen der Wassersäule in diesem Hohlkörper, was die darin enthaltene Luft durch die Öffnung oberhalb der Wasserlinie abwechselnd verdrängt und ansaugt. Dieser Luftstrom treibt eine dort installierte Turbine zur Stromerzeugung an. Der Strom kann dabei entweder durch ein Verbindungskabel in ein Stromnetz an Land exportiert oder in örtlichen Offshore-Anlagen verbraucht werden.

Die technisch und umwelttechnisch tiefgehende Demonstration wird über zwei Jahre unter atlantischen Wellenbedingungen stattfinden. „Wir glauben, dass dies zu einer Transformation der Wellenergie-Industrie führen wird, mit Ergebnissen, die direkt Politik, technische Standards, die öffentliche Wahrnehmung und das Vertrauen von Investoren beeinflussen. Wellenenergie ist die weltweit größte und beständigste Energieressource, dies muss aber noch besser wahrgenommen werden. Das Projekt wird demonstrieren, dass sich die Wellenenergietechnologie auf einem Kostenreduktionspfad befindet und damit ein Sprungbrett zu größeren kommerziellen Anlagenparks und weiterer Industrialisierung ist. Wir gehen davon aus, dass die natürliche Energie der Ozeane eines Tages einen großen Beitrag zur Stromversorgung mit elektrischen Netzen leisten wird", sagt Prof. Tony Lewis, Chief Technical Officer bei OceanEnergy.

Das WEDUSEA-Projekt läuft über vier Jahre und untergliedert sich in drei Phasen: Die erste Phase umfasst das initiale Design einer Anlage, welches den Meeresbedingungen des Testareals beim European Marine Energy Centre entspricht. „Die innovativen Aktivitäten in diesem Programm zielen auf die Verbesserung der Effizienz, Zuverlässigkeit, Skalierbarkeit und Nachhaltigkeit der Wellenenergie-Technologie ab, und verringern die Stromgestehungskosten der Technologie um 30 %. Dies wird dabei helfen, Investitionen in Wellenenergie weniger riskant zu machen“, sagt Myles Heward, Projektmanager beim European Marine Energy Centre.

Darauf folgt die zweijährige Demonstration der Anlage. Die finale Phase wird die Kommerzialisierung und Dissemination unter Nutzung der Projektergebnisse sein. OceanEnergy und andere Konsortialpartner werden diese Ergebnisse aktiv für neue Innovationen, Produkte und Dienstleistungen nutzen. Die Ergebnisse werden sowohl in Umweltdatenbanken als auch in elektrotechnische IEC-Standards einfließen.

„Insbesondere durch die Zusammenarbeit der Partner mit multidisziplinärem Hintergrund erwarten wir, dass das Projekt zur Entwicklung von Parks aus zuverlässigen Wellenenergieanlagen beitragen wird, um das in der EU-Erneuerbare-Energien-Offshore-Strategie formulierte Ziel von 1 Gigawatt installierter elektrischer Leistung in 2030 zu erreichen. Die gegenwärtige Energiekrise zeigt, dass die Nutzung von verschiedenen Energiequellen wichtig zur Verbesserung der Versorgungssicherheit ist, und ein Durchbruch bei der Meeresenergie wäre willkommen“, bewertet Matthijs Soede von der Europäischen Kommission das Projekt.

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